Gampern

www.vor-den-vorhang.at - Online Bürgerbeteiligung für den Neubau eines Veranstaltungszentrums

KURZZUSAMMENFASSUNG

 

Die Online-Plattform www.vor-den-vorhang.at der Gemeinde Gampern dient seit Dezember 2016 allen Interessierten als Information zum Neubau des Veranstaltungszentrums. Durch die Plattform entsteht eine transparente Dokumentation über die Planung, Entscheidungsfindung und den Bau.

Die Gemeinde Gampern in Oberösterreich hat rund 3.000 Einwohner. In den vergangenen Jahrzehnten wurde sehr viel in die örtliche Infrastruktur investiert. Aus dieser Erfahrung war es Politik und Verwaltung wichtig die Planung und den Bau eines neuen Veranstaltungszentrums in Gampern mit einem entsprechenden Bürgerbeteiligungsprozess zu begleiten.

Die konsultative Bürgerbeteiligung, der Interessenaustausch und die wechselseitige Kommunikation zwischen Vereinsvertretern, Vertretern der Bürgerinnen und Bürger, Politik und Verwaltung findet im Rahmen eines Lenkungsausschusses statt. Eine entsprechende Ebene zur Partizipation wurde somit geschaffen.

Zusätzlich war es der Gemeinde wichtig, dass sich Stakeholder zu diesem umfangreichen Bauprojekt sachlich, aktuell und übersichtlich informieren können. Neben Presseberichten in Orts- und Regionalmedien war es Ziel mit der Onlineplattform www.vor-den-vorhang.at den gesamten Entscheidungsfindungsprozess und Projektverlauf "vor den Vorhang zu holen" und entsprechende Transparenz in der öffentlichen Verwaltung zu bieten.

Die Plattform wurde mit Dezember 2016 online gestellt und etablierte sich zu einer umfassenden Dokumentations- und Informationsplattform. Es erfolgten seither über 12.000 Seitenaufrufe von über 2.000 Nutzern. 

Der Baubeginn des Veranstaltungszentrums war im Februar 2019. Auf der Onlineplattform werden die Projektfortschritte nach wie vor dokumentiert.

 

BESCHREIBUNG UND AUSGANGSLAGE

Gemeinden sind Schauplätze des täglichen Lebens- und Arbeitsumfeldes. Dadurch werden allgemeine Ereignisse auf lokaler Ebene von den Menschen bewusst wahrgenommen und haben direkte Auswirkungen im unmittelbaren Lebensumfeld. Neben der Aufgabe der Verwaltung stellt die Kommune daher auch die soziale und politische Integration der Bürgerinnen und Bürger dar. 

Der Ausbau von Infrastruktur in einer Kommune hat Einfluss auf die Lebens- und Wohnqualität der Bevölkerung. Beispiele wären dafür der Sport- und Freizeitbereich, Verkehrssicherheit oder die Kinderbetreuung. Gleichzeitig sind die Interessen der Bürgerinnen und Bürger oft sehr unterschiedlich und können je nach Lebenssituation, Alter und Wohnsituation voneinander abweichen. Unterschiedliche Generationen in verschiedenen Einzugsgebieten stellen daher abweichende Anforderungen an die Gemeinden.

Kommunale Bauprojekte stoßen aufgrund von Interessenskonflikten im Laufe des Entstehens des Öfteren auf Widerstand oder Proteste aus Teilen der Bevölkerung. Steuergeldverschwendung, die Art der Entscheidungsfindung, die Sinn- oder Standortfrage sind Beispiele für Gegenargumente unter den Einwohnern. Diesem Unmut wird oft mit negativen Meinungsäußerungen gegenüber den Kommunen kundgetan. Dies sorgt dann für ein schlechtes Image des Projektes und der Gemeinde. Verbale oder schriftliche Angriffe gegen die Politik und Verwaltung oder die Bildung von Bürgerinitiativen können Folgen der Widerstände sein.

Vor rund 15 Jahren wurde in der 3.000 Einwohnergemeinde Gampern (Oberösterreich, Bezirk Vöcklabruck) der Bau des Musikheimes mit Ortsplatz über einen Architekturwettbewerb abgewickelt. Damals hatte sich eine Bürgerinitiative gegen dieses Projekt gebildet und verursachte teilweise großen Unmut und zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Die damalige Kritik war, dass das neue Musikheim die gotische Kirche verbaue und somit war das Thema von großer Medienpräsenz.

Dies ist der Grund, warum in der Gemeinde Gampern ein Architekturwettbewerb bei vielen Menschen negativ behaftet ist.

 

ZIEL

Ziel der Onlineplattform www.vor-den-vorhang.at ist eine innovative und neuartige Gestaltung eines Bürgerbeteiligungsprozesses für die Gemeinde Gampern.

Eine transparente und umfangreiche Aufbereitung von Informationen sowie die Dokumentation über die Planung und Entscheidungsfindung rund um den Neubau des Veranstaltungszentrums Gampern sollen somit sichergestellt werden. Stakeholder und die zukünftigen Nutzer des Veranstaltungszentrums sollen in dieses Projekt bestmöglich eingebunden werden. Ziel ist es, eine moderne und umfassende Wissensplattform zu schaffen. Bürgerinnen und Bürger haben somit die Chance auf orts- und zeitunabhängige Informationen. Die Bevölkerung der Gemeinde Gampern sollte durch diese Form der Bürgerbeteiligung den Projektablauf zum Neubau des Veranstaltungszentrums nachvollziehen können und die Onlineplattform soll zu einer positiven Meinungsbildung beitragen.

Auch hat die Onlineplattform starken präventiven Charakter vor Bürgerinitiativen welche es in Gampern zuletzt 2005 gegen ein Bauprojekt gegeben hat.

 

 

INNOVATION

Weil das kommunale Geschehen den Menschen so wichtig ist, ist es von großer Bedeutung, die Bürger an den einzelnen Projekten teilhaben zu lassen. Vielerorts wird beim Aufeinandertreffen in der Gemeinde oder am Wirtshaustisch über kommunale Geschehnisse diskutiert und Stimmung gemacht. Personen aus Verwaltung und Politik sind besonders in kleineren Kommunen persönlich bekannt und werden dann teilweise für Entscheidungen verantwortlich gemacht oder sogar beschimpft. Eine informative Bürgerbeteiligung mittels einer Onlineplattform erscheint als geeigneter Weg für positive Meinungsbildung zu kommunalen Bauprojekten. Vorausgesetzt es findet in Verbindung mit einer konsultativen Bürgerbeteiligung statt, denn Bürger und Vereine wollen im Anlassfall mitreden. Sie kennen die Bedürfnisse der Menschen vor Ort und erhalten Unterstützung aus den einzelnen Interessensgruppen. In der Gemeinde Gampern wurde die konsultative Bürgerbeteiligung mit einem Lenkungsausschuss gemacht. Dessen Mitglieder und ihre Arbeit sind über die Onlineplattform ersichtlich.

Die Onlineplattform ist ein weiterer Schritt in Richtung Transparenz in der Kommunalverwaltung der Gemeinde Gampern. Entscheidungsfindungen werden nachvollziehbar aufbereitet. Die Komplexität und der Arbeitsumfang eines kommunalen Großbauprojektes werden sichtbar. Das gesamte Kostendämpfungsverfahren des Landes Oberösterreich wird den Bürgern vermittelt. Zusätzlich wird aufgezeigt, dass sich sehr viele Menschen (Vereine, Körperschaften, Fachplaner, Politik, Verwaltung, usw.) intensiv mit der Planung des Veranstaltungszentrums beschäftigen. Die Arbeit des eingesetzten Lenkungsausschusses wird ebenfalls öffentlich gemacht, gewinnt dadurch an Wertigkeit und steigert die Motivation an der Mitarbeit.

Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Berichte in sozialen Medien oder anderen Homepages relativ leicht mit der Onlineplattform verknüpfen lassen. Es besteht kein zusätzlicher Aufwand aber dafür ein toller Werbeeffekt. Für die Mitarbeiter in der Verwaltung sowie die Kommunalpolitiker eröffnet sich auch ein neuer Weg der detaillierten Informationsbeschaffung über ein laufendes Projekt. Somit kann immer über den aktuellen Stand Auskunft gegeben werden.

Die Gemeinde Gampern sieht in dieser Bürgerbeteiligung den Vorteil der präventiven Arbeit. Der Aufwand der Onlineplattform ist wesentlich geringer, als der Arbeitsaufwand bei bereits eingetretenen Widerständen in der Bevölkerung wäre. Einen Aufstand bzw. eine Bürgerbewegung gegen ein kommunales Bauprojekt bedeutet eine Menge an Verwaltungsaufwand und wirft meist langfristig ein schlechtes Bild auf das Projekt, die Politik und Verwaltung.

 

 

NUTZEN/ERGEBNISSE/WIRKUNGEN

Die Onlineplattform wurde neben einer Informationsquelle auch zu einer gewissen Dokumentations- und Wissensplattform für alle Stakeholder.

Das wichtigste Ergebnis ist eine gewisse Akzeptanz und Transparenz von Verwaltung und Politik gegenüber der Bevölkerung bei diesem kommunalen Bauprojekt. Die präventive Verwaltungsarbeit hat sich in diesem Fall gelohnt, da keine Protestbriefe, Beschwerden usw. zu diesem Bauprojekt bearbeitet werden mussten.

Ein weiteres Ergebnis ist, dass politische Beschlüsse (Gemeinderat und Gemeindevorstand) weniger diskutiert bzw. das Projekt zu einem politischen Gemeinschaftsprojekt wurde. Die Bevölkerung erhält Einblick in das Kostendämpfungsverfahren und den Architekturwettbewerb was wiederum die Komplexität und den Arbeitsumfang des Projektes sichtbar macht. Es steigt zeitgleich die Wertigkeit der konsultativen Bürgerbeteiligung durch die Präsentation dieser Arbeit auf der Onlineplattform. Motivation zur Mitarbeit aber auch eine gewisse Vorfreude auf das Projekt wird geschaffen.

Wichtig ist ein professioneller Internetauftritt (responsives Design) und gute Pressearbeit (entsprechende Fotos, Texte). Die Onlineplattform ermöglicht eine rasche Verlinkungen mit anderen digitalen Medien der Gemeinde. Crossmediales Arbeiten ist wichtig, denn es erhöht die Zugriffe auf die Plattform (Printmedien, soziale Medien, Gemeindehomepage). Die Onlineplattform ist ein modernes, kostengünstiges, zeit- und ortsunabhängiges Medium mit Gestaltungs- und Erweiterungsmöglichkeiten.

 

Auszug aus der Datenverkehrsanalyse „Google Analytics“ zur Domain www.vor-den-vorhang.at:

Zeitraum Dezember 2016-Februar 2019

 

2.158 Nutzer besuchten die Onlineplattform - davon 87 % neue Besucher und 13 % wiederkehrende Besucher.

3.175 Sitzungen davon 985 mit Mobiltelefonen wurden eröffnet.

Es erfolgten 12.369 Seitenaufrufe (Durchschnittlich 3,9 Seiten pro Sitzung).

850 Nutzer gaben den Link direkt ein.

690 Nutzer kamen über die Gemeindehomepage zur Onlineplattform.

(restliche Nutzer kamen über Suchmaschinen, soziale Medien oder andere Links)

 

TRANSFERPOTENTIAL

Aus Sicht der Gemeinde Gampern sind derartige Proteste oft Folgen von zu geringer Bürgerbeteiligung, Informationsmangel und geringer Transparenz im Projektmanagement. Im Zeitalter der digitalen Medien sind die Printmedien einer Kommune nicht mehr ausreichend. Einen Bürgerbeteiligungsprozess daher über eine Onlineplattform zu begleiten und der Bevölkerung orts- und zeitunabhängig umfangreichere Informationen anzubieten als in Printmedien möglich ist, erscheint für kommunale Bauprojekte zukunftsweisend.

Es können derartige Informationsplattformen immer parallel zu größeren Gemeindeprojekten entstehen. Über die allgemeine Gemeindehomepage ist eine derart detaillierte Informationsaufbereitung nicht möglich, daher ist eine separate Domain zielführend.

Weiterführend könnte somit bereits auf der Startseite der Domain www.vor-den-vorhang.at aus einzelnen laufenden Projekten der Gemeinde ausgewählt werden. Hier wird klar das Transferpotential für jegliche Art von Gemeindeprojekten sichtbar. Zusätzlich könnte überlegt werden, wie eine konsultative Bürgerbeteiligung in die Plattform integriert werden kann.

Entsprechende Öffentlichkeitsarbeit mit der Nutzung von digitalen Medien ist für alle Verwaltungsbereiche in Zeiten entsprechender Transparenz, Partizipation und E-Government wichtig. Die Onlineplattform zum Veranstaltungszentrum in der Gemeinde Gampern ist ein mögliches gutes Beispiel, dass dies auch in kleineren Verwaltungsebenen funktioniert und mit geringem Input eine entsprechende Wirkung erzeugt werden kann.

Bürgerbeteiligung muss handhabbar sein und darf auch in der digitalen Welt auf keinen Fall entarten. 

Durch digitale Information kann aber sehr viel Misstrauen in der Bevölkerung abgebaut werden. Letztendlich wird der Erfolg eines Bauprojektes an der Akzeptanz in der Bevölkerung bemessen. Daher hat diese Art der Kommunikation mit den Bürgern, besonders bei kommunalen Bauprojekten, absolute Priorität. Durch die umfassende Aufbereitung und Dokumentation des Projektverlaufes zum Neubau des Veranstaltungszentrums könnte überlegt werden, ob es Reformbedarf gibt bzw. teilweise Verwaltungsvereinfachungen für künftige derartige Projekte möglich wären. Dies könnte auch in Zusammenarbeit mit dem Land Oö passieren und nicht-wertschöpfende Prozessschritte könnten eliminiert werden.